Melencolia
Der Mund ist stumm. Stier blicken ihre Augen:
Wie weite Wunden starren sie ins All,
als wollten sie den fernen Widerhall
des Weltenraumes in sich saugen.
Versteinert sind die Flügel ihr am Rücken:
Wie Buckel ragen die und flattern nicht,
als wollte Schwermut mit Granitgewicht
die Norne in den Erdgrund drücken.
Lang starr' ich auf das Weib und möchte schrei'n.
Es raunt ein grenzenloses Mahnen
aus ihrer längst verstummten Stimme.
Wer bist du, wundes Weib? Mich fasst das schlimme,
das unentrinnbar böse Ahnen,
du mögest meine Muse sein.
(2019)
Albrecht Dürer: Melencolia, 1514
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