Der Wanderer und das Irrlicht
Verirrt des Nachts in finstrem Tann
sieht der
Verwirrte in der Ferne
den
Silberschein. “S’ist die Taverne!”
ruft froh der
müde Wandersmann.
Es schimmert
ihm gar wunderzart.
Er eilt zum
Licht. Jedoch mit Schrecken
bleibt er im
tiefen Sumpfe stecken:
Es hat ein
Irrlicht ihn genarrt.
Da grollt der
Mann: “Du falscher Schein,
was foppst du
Schalk die Wandersleut?”
“Was
schmollest?” fragt das Lichtelein.
“Darf ich
nicht leuchten, wie’s mich freut?
Wer hieß dich
folgen, arger Wicht?
Gefoppt hat
dich dein Augenlicht!”
(2012)
frühere Version:
Verirrt des nachts in einem finstren Tann,
sieht der verwirrte Pilger in der Ferne
den silberhellen Schein. “S’ist die Taverne!”,
denkt hoffnungsfroh der müde Wandersmann.
Wie schimmert’s durch die Dunkelheit gar zart!
Der Wandrer eilt zum Licht. Jedoch mit Schrecken
sackt er in tiefen Sumpf. So bleibt er stecken
und spüret, dass ein Irrlicht ihn genarrt.
Da zürnt der Pilgersmann dem eitlen Schein:
“Was täuschst du, Irrlicht, arme Wandersleut
und lockst sie in den Schlamm, du falscher Wicht?”
“Wer hieß dich folgen?” fragt das Lichtelein.
“Darf ich nicht leuchten, wie es mich erfreut?
Getäuscht bist du vom eignen Augenlicht.”
Sequel:
Durch Dschungeldickicht kreuz und quer
irrlichtelier' ich hin und her
und meine samtig feuchte Seele
klebt schlapp schon in der trock'nen Kehle.
Kein Gläserklirren gibt's, kein Bierchen.
Doch mich umschwirren kleine Tierchen.
Vampir'sche Mücken saugen gerne
den Saft. Ich selbst bin die Taverne!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen